Fanfiction

Stimmen

Autor: Chantie

Er sah sie, wie sie auf seinen Schoß krabbelte, ihre Hüften gegen seine drückend. Er wiederholte diese Szene immer und immer wieder, er konnte es einfach nicht loslassen. In den letzten Tagen auf Hawaii wurden diese Gedanken etwas weniger als zuvor. Er war froh darüber. Er sollte einfach vergessen, dass das jemals passiert war und seine Arbeit mit seiner guten Freundin fortsetzen, sonst nichts. Das war es, was er wollte. Eine gute Freundin. Als die Gedanken, sie zu verführen und Åsa zu betrügen, verflogen waren, würde er wütend darüber. Er hatte geschworen, dass er seine Frau niemals mit einer anderen Frau betrügen würde. Und nun hatte er das ernsthaft in Betracht gezogen? Nein! Er konnte das einfach nicht tun. Es war doch nur eine dumme Idee..mit Marie so zu enden. Nein, das war keine Option, es würde in seinem Kopf bleiben müssen und er würde alleine damit umgehen müssen. Das Meeting begann damit, dass sich alle Sandwiches und Getränke nahmen. Dann erzählte Dimman, wie gut das Album lief und dass es eine gute Idee war, eine Tour zu planen. Als sie mit der Tour anfing, schaute Marie in Pers Richtung. Er fing ihren Blick auf und sie lächelten sich an. Maries Augen unterbrachen den Kontakt, sie konnte es nicht so lange ertragen, ihn anzusehen. Oh, das würde ein hartes Meetings werden.

Dimberg redete, der Rest hörte zu und kommentierte an einigen Stellen. Marie sah Per an. Er schaute zurück und sah in ihre Augen, während er erzählte, was er bei dieser Tour gerne anders machen würde als bei der letzten. Er sah sie immerzu an, während er sprach. Sie merkte, dass sie rot wurde und machte einige Notizen, um wegsehen zu können. Glücklicherweise war Dimman so beschäftigt mit ihrer Arbeit, dass sie nichts mitbekam. Auch die anderen merkten nichts.

Genau wie Marie, fiel es Per schwer, sich auf das zu konzentrieren, was gesagt wurde, da beide mit ihrem Spiel beschäftigt waren. Als das Meeting vorbei war, entschuldigte sich Marie auf die Toilette und ließ Per und Dimberg alleine. Dimberg bekam einen Anruf und war beschäftigt. Per stand in ihrem Büro, schaute aus dem Fenster und sortierte seine Gedanken. War er es oder war es Marie, die flirtete? Er war nicht sicher, was er über sie denken sollte und wollte gerne fragen, aber er wusste nicht, wie. Im Bad machte Marie sich zurecht. Sie wollte mit Per reden, wirklich reden. Sie waren beide einverstanden gewesen, dass Brüssel-Thema wieder aufzubringen, wenn sie beide dazu bereit waren und sie war es jetzt. Sie hoffte, dass er es auch war.

Als sie zurückkam, sah sie ihn am Fenster stehen. Sie starrte auf seinen Hintern, als er sich plötzlich umdrehte und sie lächelte. "Sollen wir..ich denke, es ist ein guter Moment für uns, zu reden", stammelte sie. Es überraschte ihn, aber kam ihn entgegen. Er war einverstanden. Sie verabschiedeten sich von Dimberg und fuhren zu einem großen Café im Zentrum der Stadt.

Sie hatten einen ruhigen Tisch für zwei, Marie bestellte Tee: noch mehr Kaffee und sie wäre vor Energie explodiert. Per trank natürlich wie immer Kaffee. Sie saßen dort eine Weile, still. Marie packte ihre Zigaretten aus, die sie den ganzen Tag noch nicht angerührt hatte. Jetzt brauchte sie sie. Beide spielten mit ihren Getränken, sprachen nicht miteinander, was wie eine Ewigkeit wirkte.

Marie ergriff schließlich das Wort. "Ich denke, du weißt, wieso wir hier sind", begann sie, neugierig auf seine Antwort. Er nickte und seufzte. "Ja, das tue ich und ich denke auch, dass es Zeit ist." Er wollte sie unbedingt fragen, ob sie ernsthaft mit ihm geflirtet hatte, aber er wusste einfach nicht, wie. Vielleicht war das alles nur Einbildung..oder wunschvolles Denken. "Ok, wegen Brüssel..", sagte Marie und hatte offensichtlich Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. In ihren Gedanken, hatte sie bereits beschlossen, was sie sagen wollte. "Ich..ich muss dir etwas gestehen..es..ich will, dass du weißt, dass ich nicht bereue, was dort passiert ist. Nachdem das passiert war, war ich zuerst traurig. Dann wurde mir klar, dass ich etwas wieder in Ordnung bringen musste: Micke und mich. Irgendwie hat diese Nacht meine Augen geöffnet."


Sie zündete sich eine Zigarette an. Per war sehr überrascht, dass sie sagte, dass sie den Abend nicht bereute. Also machte es ihr nichts aus, dass sie sich geküsst hatten? Bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie fort. "Also habe ich einen Plan gemacht. Ich dachte mir, ich muss etwas tun, damit meine Ehe wieder aufregender wird. So wie du es getan hast. Du hast deine Familie auf einen romantischen Urlaub mitgenommen, mein Plan war etwas anders. Aber bevor ich diesen Plan verwirklichen konnte, hatten Micke und ich schon Streit." Sie erzählte ihm kurz von dem Streit, aber detailreich. Er hörte nur zu, verstand ihre Gefühle. Er hatte fast nie Streit mit Åsa, sie schrieen sich nie an, so wie Marie es gerade erzählte. Es war ihm fast unmöglich, Streit mit Åsa zu haben. Per und seine Frau hatten dieselben Ansichten, waren beide sehr ruhig. Sie wussten sofort, was der andere dachte und es gab keinen Grund für Streits.


Nach einer kurzen Pause, ergriff Per seine Chance. "Also ist das der Grund für dein Verhalten?" Sie schaute ihn erwartungsvoll an, ihre Augen waren kurz davor, es ihm zu verraten. Er spielte mit einem Löffel in seinem Kaffee. "Ist das, warum ich das Gefühl hatte, dass du mit mir geflirtet hast? Du, einer meiner besten Freunde, seit so vielen Jahren, machst mich verlegen?", witzelte er, um die Situation etwas zu entspannen. Sie lachte verlegen und wurde rot. Sie tauschten einige provozierende Blicke aus, als ob sie Teenager wären. Marie gab zu, dass sie in der Tat versucht hatte, eine bestimmte Atmosphäre zwischen ihnen herzustellen. Dann wurde sie wieder ernst. "Du musst verstehen, dass ich nicht beabsichtige, meine Ehe zu beenden. Es fehlt nur etwas zwischen Micke und mir…und du bist ein einfaches Ziel..immer so nah und immer da für mich."


Nach etwas mehr Reden waren sie sich einig, dass es eine verrückte Situation war. Zwei erwachsene Menschen, die sich seit Jahren kannten und sich plötzlich füreinander interessierten. Beide hatten sich gefragte, wie es miteinander sein würde, aber das war nur am Anfang ihrer Freundschaft. Es war so, dass sie beide gebunden waren oder nicht interessiert und so verliebten sie sich nie ineinander. Als sie das Café verließen, fühlten sich beide seltsam. Marie gab Per einen kleinen Kuss auf seine Wange, als sie sich kurz umarmten.


Die Zeit ging schnell voran. Marie stellte fest, dass es Frühling wurde und der Sommer auf dem Vormarsch war. Sie hatte eine harte Zeit, ihre Familie zusammenzuhalten. Manchmal dachte sie an Per. Es ließ sie nicht in Ruhe. Sie war froh, dass nichts weiter zwischen ihnen passiert war. Und manchmal bedauerte sie genau das. Neben Clarence und Dimberg wusste niemand davon und sie tat ihr Bestes, es auch dabei zu belassen. Sie sprachen oft sehr lange nicht miteinander. Per war mit anderen Projekten beschäftigt und Marie hatte ebenfalls beschlossen, ein weiteres Soloalbum aufzunehmen.


An einem sonnigen Tag rief er sie an. Sie hob den Hörer sofort ab, da das Klingeln sie gerade beim Komponieren eines neuen Songs störte. Ihr Handy lag auf dem Klavier. Sie schaute nicht, wer es war, ging einfach dran. "Ja?" "Hi, ich bin's, Per. Rufe ich ungelegen an oder hast du schlechte Laune?", fragte er, weil sie so verärgert rangegangen war. Sie lächelte. "Oh, tut mir leid..ja, schlechter Zeitpunkt. Ich sitze am Klavier und versuche etwas, aber irgendwie wird es nichts. Wie geht's dir?" Es folgte etwas höfliches Plaudern. Dann erzählte er ihr, warum er anrief. "Ich habe mit Dimberg gesprochen und wir haben nun etwas Arbeit. Es wird ein Sommerfestival in der Stadt geben und wir wurden eingeladen, dort aufzutreten!" Er klang sehr froh darüber. Es war wahrscheinlich eine gute Idee, das zu tun. Das Album war ein großer Erfolg. Sie waren nun eine Weile aus der Öffentlichkeit weggeblieben und was war Zeit, zurück ins Rampenlicht zu gehen.