Fanfiction
En mazarin, älskling?
Autor: Madame F.„Das war’s“, grinste Per und schlug seinen Freunden Clarence und Christoffer dankend auf die Schulter. „Mazarin“ war fertig. Pers erste Soloplatte seit sechs Jahren und noch dazu endlich wieder in schwedisch. Er war stolz auf sich und seine Jungs. Mehrere Wochen lang hatten sie sich im tiefsten Winter bei Minusgraden im schonischen Niemandsland bei Christoffer eingenistet und diese CD produziert. Unterstützung hatten sie in der Zwischenzeit von MP erhalten, Jens Jansson hatte die Drums eingespielt und auch ihre Familien waren zwischendurch immer wieder zu Besuch gewesen. Per hatte sich immer gefreut, wenn er seinen kleinen Sohn um sich hatte. Es gab nichts und niemanden, das er mehr liebte als ihn.
Die drei Musiker gönnten sich zum Abschluss ein Glas Sekt und verabschiedeten sich. Per nahm seine Tasche, als er sah, dass Åsa bereits in die Hofeinfahrt bog, um ihn abzuholen. Er öffnete die Tür, bevor sie klingeln konnte und begrüßte sie mit einer innigen Umarmung. „Hey“, sagte sie grinsend, „ist es SO gut geworden?“ „Oh ja, wir sind sehr zufrieden. Mal sehen, was die Plattenfirma dazu sagt“, antwortete er. Er hob schnell noch einmal die Hand zum Gruß für seine beiden Freunde und verließ mit seiner Frau das Haus.
Während der Fahrt nach Halmstad sprachen sie nicht viel. Per war in Gedanken versunken und nicht ansprechbar. Åsa kannte das und nahm ihm diesen Zustand nicht übel. Sie wusste, dass sich das nach ein bis zwei Tagen wieder gelegt haben würde. Per war vergeblich damit beschäftigt, herauszufinden, was er vermisst hatte bei den Aufnahmen. Alles war so glatt gegangen, so reibungslos gelaufen. Sie hatten so viel Spaß gehabt. Und doch… „Was hältst du davon, wenn ich Marie frage, ob sie bei einem Song mitsingen will?“, fragte er in die Stille hinein. „Das ist eine sehr schöne Idee“, sagte Åsa und strich ihm sanft über das Bein. Per lächelte. Marie würde es bestimmt machen. Er konnte es kaum abwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn er sie fragte. Doch die guten Gefühle brachten auch die schlechten mit sich. Er war nach wie vor sehr besorgt um sie, obwohl es ihr immer besser ging. Er hoffte, dass sie „ja“ sagen würde, dann wüsste er, dass sie auf dem Weg zurück war. Auf dem Weg zurück ins Leben und in die Musik nach ihrer schweren Krankheit.
Drei Tage später lief Per in seinem kleinen Studio zu Hause in Stockholm umher und sortierte allerlei Unterlagen. Dann dachte er plötzlich an Marie und dass er sie schon längst anrufen wollte. Er grinste in sich hinein und nahm sich vor, das umgehend zu erledigen. Per Kurzwahltaste wählte er ihre Nummer. Freizeichen. Es klingelte. Es dauerte nur eine einzige Minute, bis Per sich für den gleichen Abend bei ihr eingeladen hatte. Am Telefon wollte er sie einfach nicht fragen.
Marie hatte sich zwar gewundert, warum er alleine kommen wollte, doch irgendwie war ihr das auch ganz recht. Sie hatte mit ihrem alten Freund lange nicht mehr unter vier Augen gesprochen. Nun bot sich das förmlich an. Josefin und Oscar waren auf einem zweitägigen Schulausflug und Micke würde abends in der Stadt sein, um ein paar Auftritte für seine Band zu organisieren. Ursprünglich wollte sie zwar mitkommen, aber große Lust hatte sie von Anfang an nicht dazu gehabt und nun hatte sie einen Grund, zu Hause zu bleiben. Sie fragte sich, was er von ihr wollte. Er tat so geheimnisvoll und wollte partout nicht verraten, was los war.
Um 19.15 Uhr klingelte es bei Marie. Eine Viertelstunde später als erwartet, so und nicht anders kannte sie ihn. Sie drückte den Summer für die Eingangstür, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er es wirklich war und kam ihm in der Eingangshalle entgegen. Er breitete seine Arme aus und empfing sie mit einem breiten Lachen. Sie umarmten sich lange und fest und Per konnte über die Tatsache, dass sie keine Haare hatte, leicht hinwegsehen. Sie roch so gut und gesund, dass seine Sorge um sie schlagartig geringer wurde.
„Wie geht’s dir?“, fragte er, als sie das Esszimmer betraten. Pers Blick fiel auf den Tisch, auf dem ein kleiner, von Marie zubereiteter Snack stand. „Besser“, sagte sie. „Viel besser. Willst du was trinken?“ „Oh, ein Glas Wein wäre nicht schlecht. Oder darfst du keinen Alkohol trinken?“ „Ich denke, gegen ein Glas Wein ist nichts einzuwenden“, lächelte sie. Sie sprachen über Gott und die Welt, ihre Kinder, die ihnen so viel Freude bereiteten. Per erzählte, wie Gabriel seinen ersten Zahn verloren hatte und Marie berichtete von dem Schulausflug ihrer beiden Kleinen. Nach einem Augenblick der Stille kam Per auf sein Album zu sprechen.
„Wir sind mittlerweile fertig damit und ich wollte dir ein Angebot machen.“ Marie wurde hellhörig. „Ich habe da einen netten Song über Halmstad geschrieben und möchte gerne, dass du ihn mit mir zusammen singst.“ Marie strahlte. Er hatte also an sie gedacht. Sie griff nach seiner Hand, die mit dem Hals des Weinglases spielte, drückte kurz zu, ließ wieder von ihr ab und sagte: „Gerne. Das wäre toll.“ Per lächelte. „Ich habe die CD dabei, willst du mal reinhören?“, fragte er sie.
„Na klar doch, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Er folgte ihr in den großen Raum und reichte ihr die CD, die sie sogleich in den CD-Player legte. Als sie sich hinsetzten folgten die ersten Töne von „Vilket håll du än går.“ „Schon wieder ein Sommeralbum“, grinste Marie Per an, der daraufhin eine Fratze zog. „Vermutlich ja.“
Bei den Zeilen von „Om du bara vill“ wurde Marie ruhig. Irgendwie fühlte sie sich angesprochen und sie versuchte, Pers Blick auszuweichen. Er bemerkte ihre Unsicherheit und griff ihr sanft an die Schulter. „Keine Sorge, der Song handelt nicht von dir. Konzentriere dich lieber auf das nächste Lied, das ist die süße kleine Ode an unser voller Erinnerungen steckendes Halmstad.“ „Willst du tanzen? Mir ist gerade danach und du weißt ja, dass man Kranken jeden Wunsch erfüllen soll.“ Sie hatte ihren Humor trotz der Schwere des Schlages, den sie erlitten hatte, nicht verloren, er bewunderte das an ihr, er selbst wäre vermutlich eingeknickt und hätte sich zurückgezogen, hätte jeglichen Lebensmut verloren. Zumindest am Anfang.
Im Hintergrund dudelte immer noch „Om du bara vill.“ „Hmm, warum nicht?!“ Sie standen auf und stellten sich zwischen Stereoanlage und Wohnzimmertisch. Hier war der Sound viel besser. Per umgriff ihre schlanke Taille…jag kann vara din vän…während Marie ihre Arme um seinen Hals schlang…när mörkret faller. Sie ließ sich komplett fallen…och börjar andas...vertraute ihm blind…och släpper någon in...und auch er konnte sich in ihrer Umarmung entspannen. „På promenad genom stan“ erfüllte den Raum. „Das ist ein toller Song“, flüsterte sie ihm sanft ins Ohr, während sie sich sanft im Takt wiegten und leise shalalala mitsummten. Sie vergaßen Raum und Zeit, konzentrierten sich nur auf die Musik. Das Letzte was Per von Marie vernahm, war der Kommentar: „Ich mag den Text und das Intro ist sehr sexy“, als „Gungar“ gerade zu Ende ging.
Als Marie merkte, dass „Födelsedag“ zu schnell war, um langsam dazu zu tanzen, unterbrach sie die Umarmung und führte Per wieder zur Couch. „Ich mag die CD. Sie ist toll geworden. Glückwunsch“, sagte sie. „Warte erst einmal den Rest ab“, lachte Per und nahm einen Schluck Wein. Bei „Sakta mina steg“ kicherte Marie etwas und Per zwickte sie aus Rache in die Seite, was sie mit noch mehr Kichern bedachte.
Aufmerksam lauschte sie den Zeilen von „Tycker om när du tar på mej“ und sagte am Ende: „Das ist das schönste Lied, das du je geschrieben hast. Åsa muss froh sein, einen Mann zu haben, der so eine wunderschöne Liebeserklärung machen kann.“ Sie schaute auf und sie tauschten einen intensiven Blick aus. „Ich mag es auch“, sagte er und strich ihr geistesabwesend über die Wange. Marie wurde rot, da sie nicht wusste, wie sie die Situation deuten sollte. Sie senkte ihren Blick wieder und sortierte während der nächsten drei Lieder ihre Gedanken.
„Jag tror du bär på en stor hemlighet“ erklang und ihr wurde mulmig. Diesmal wusste sie, dass der Song von ihr handelte. Ergriffen stand sie auf und ging zu der Stelle, an der sie eben noch mit Per getanzt hatte. Einen Arm stützte sie in ihre Hüfte, mit dem anderen spielte sie mit ihrer Halskette, während sie den Kopf gesenkt, einen sorgenvollen Blick aufgesetzt hatte und aufmerksam dem Lied lauschte. Per war irgendwie verlegen, was er sich eigentlich nicht erklären konnte, da er sich für nichts schämen musste. Er versuchte, seine Verlegenheit irgendwie wegzuschlucken, was ihm aber nicht gelang.
Nun sah sie ihn an: „Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass es in diesem Lied nicht um mich geht?“ Per riss die Augen auf. Sie las wie in einem Buch in ihm, das war schon seit eh und je so und auch diesmal hatte sie Recht. „Nein, das will ich natürlich nicht.“ Doch sie reagierte anders als erwartet: „Danke“, sagte sie schlicht und lächelte sanft.