Fanfiction

Im Fahrstuhl

Autor: Resi

Dann nahm sie Per mit in ihr Zimmer und winkte Sandra durch den Türspalt noch einmal zu, bevor sie die Tür schloß. Sandra stand wie versteinert. "Sandra!" rief jemand. Sandra reagierte nicht gleich. "Sandra!" Dann drehte sie sich zur Seite. Es war Andrea. "Sandra, du wirst nicht glauben, was passiert ist!" rief Andrea aus. Du auch nicht, dachte Sandra, aber sie sagte nichts, so sehr noch wirkte das Erlebte in ihr nach. Während sie mit Andrea nach unten ging, erzählte Andrea ihr, daß sie mit Per und einem der Bewacher im Fahrstuhl nach oben gefahren sei - ohne dabei steckenzubleiben, allerdings - und daß Per sich oben im Flur ganz viel Zeit für sie genommen hatte und gar nicht ärgerlich darüber gewesen war, daß sie ihm gefolgt war. Sie habe mit ihm gesprochen, der Aufpasser habe Fotos von ihm und ihr gemacht, und sie habe ihm ihren Brief geben können. Die ganze Zeit danach hatten sie auf Marie gewartet, da Andrea mit ihr auch noch Fotos hatte machen wollen, bis sie irgendwann erfahren hatten, daß Marie im Fahrstuhl feststeckte. Andrea war dann irgendwann zur Toilette gegangen, nachdem es ihr zu lang gedauert hatte, und als sie wieder herauskam, sei Marie schon aus dem Fahrstuhl herausgewesen. "Und wo warst du die ganze Zeit?" fragte sie am Schluß nichtsahnend. "Du hast ja alles mögliche verpaßt!" Sandra schmunzelte in sich hinein.

Als sie zusammen unten vor der Eingangstür des Hotels standen, sagte sie bedeutungsvoll: "Ich hab mit Marie im Fahrstuhl gesteckt." "Ach quatsch!" Andrea hielt es für einen Scherz. "Schön wär´s." "Doch, so war es." Andrea sah sie skeptisch an. Sie wußte nicht recht, ob sie ihrer Freundin glauben sollte. Sandra sagte nichts weiter dazu, denn es war ihr egal, ob Andrea ihr glaubte. Sie wußte, daß es stimmte, und sie hatte das eigenartige Gefühl, daß sie gar nicht unbedingt jedem auf die Nase binden wollte, was passiert war. Sie hatte das Gefühl, als sei es eine Art ganz private Begegnung mit Marie gewesen, eine, die in der Öffentlichkeit oder auch nur unter den anderen Fans nichts verloren hatte. Ein kurzer Teil ihres Lebens, den Marie mit ihr geteilt hatte - wenn auch nicht unbedingt ganz freiwillig. Auch Marie würde ja nicht loslaufen und allen Zeitungen von ihren Minuten im Fahrstuhl erzählen. Warum also sollte Sandra dann etwas Ähnliches tun?

Als Sandra und Andrea am nächsten Tag mit all den anderen Fans an der Radiostation standen, bei der Per und Marie zu Gast waren und über ihre neue CD sprechen sollten, warf Marie Sandra bei der Ankunft einen vielsagenden und augenzwinkernden Blick zu, während sie an die anderen Fans Autogramme verteilte. Und als sie die Radiostation wieder verließen, schob sich Marie durch die anderen Fans hindurch zu Sandra und beugte sich zu ihr heran: "Ich habe deinen Brief gelesen. Danke. Und danke auch nochmal für deine Gesellschaft gestern." Und dann verschwand sie zusammen mit Per in einer großen, schwarzen Limousine. Andrea sah Sandra mit großen Augen an. Auch die anderen Fans starrten Sandra ungläubig und neidisch an und einer fragte sich mehr als der andere, was Sandra mit Marie zu tun hatte, was sie so wichtig machte, daß Marie extra noch einmal zu ihr ging. Sandra dagegen stand nur da und grinste breit und war der glücklichste Mensch der Welt.