Fanfiction

En mazarin, älskling?

Autor: Madame F.

Als Per seine Erzählungen beendet hatte, liefen sie sehr lange schweigend nebeneinander her. Per deutete auf eine Bank, zu der sie langsam schlenderten und sich setzten. Marie beugte sich nach vorne, stützte erst ihre Ellbogen auf die Beine und begrub dann ihr Gesicht in ihren Händen. Sie spürte eine Hand auf ihrem Rücken und vernahm die Worte „geht’s dir gut?“ aus seinem Mund. Sie setzte sich nun wieder auf, schaute nach links, sah direkt in seine Augen und antwortete knapp: „Ja, ich glaube schon.“ Sie fügte noch ein kurzes Lächeln hinzu, um nicht zu kühl zu erscheinen. „Was machen wir nun?“, fragte sie. Per wusste, dass sie nicht vom weiteren Tagesablauf sprach. „Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß ist, dass ich es nicht bereue.“ „Ich auch nicht.“ Nun lächelte sie aufrichtig. „Vielleicht sollten wir einfach nicht mehr darüber sprechen“, fügte sie noch hinzu. „Ich will nur, dass du weißt, dass es aufrichtig war und ich damit keine falschen Gefühle verbinde. Es ist wohl aus der Situation heraus einfach passiert“, warf Per noch schnell ein, bevor er zustimmte, über die Sache nicht mehr zu sprechen, da ihr einfach soviel Bedeutung zukam. „Ich weiß das. Von meiner Seite war es auch aufrichtig.“ Dann schwiegen sie wieder. 

Nach einer Weile standen sie auf und gingen zum Haus zurück. Marie bat Per zwar noch auf einen Kaffee hinein, aber er wollte gleich nach Hause fahren, was sie irgendwie auch verstand, selbst wenn ihr das ein komisches Gefühl bereitete. Das war das Letzte, was sie von ihm bis Mitte Juni, als er bekannt gab, dass er auf Tour gehen würde, hörte.


In der Zwischenzeit kämpfte sie mit einigen Rückschlägen, mit Fortschritten, sehr guten und sehr schlechten Tagen und hatte den Kuss mit Per schon längst wieder – so wie sie es abgemacht hatten – vergessen. 


Per hatte allerhand um die Ohren, bereitete sich auf die Veröffentlichung des Albums, das er „Mazarin“ nannte und der ersten Single „Här kommer alla känslorna“ vor. Dazwischen brachte er noch eine Veröffentlichungsparty in Leif’s Lounge im Hotel Tylösand hinter sich, die ein großer Erfolg wurde. Speziell an diesem Abend vermisste er Marie und dachte das erste Mal seit knapp drei Monaten wieder intensiv an sie. Zwar hatte er jede Menge Spaß an diesem Abend, aber irgendwie fehlte sie an seiner Seite. Es kam ihm extrem ungewohnt vor, dass sie nicht da war. Während ein wichtiger Funktionär von EMI auf ihn einsprach, nickte er nur abwesend vor sich hin und war mit seinen Gedanken bei Marie. Er nahm sich vor, sie gleich morgen anzurufen. Warum wusste er selbst nicht genau, aber nach so langer Zeit war klar, dass er sich ohne Hintergedanken bei ihr melden konnte. Als ihm das Wort „Hintergedanken“ in den Sinn kam, verfinsterte sich sein Blick etwas. Schade, dass es überhaupt so weit gekommen war, dass er erst über „sowas“ nachdenken musste, bevor er sie anrufen konnte. „Per?“, rief Marie Dimberg aus einer anderen Ecke. Er drehte sofort den Kopf und verbannte die unangenehmen Gedanken aus seinem Kopf. „Ja“, antwortete er mit einem Lächeln und wandte sich ihr zu. Doch bereits eine Minute später war er mit seinen Gedanken wieder bei Marie.


Gegen halb drei verließ er mit seiner Frau etwas mehr als nur leicht betrunken seine eigene Party. Er schaffte es gerade noch, die nötigen paar Schritte zu gehen, sich auszuziehen, halbherzig Zähne zu putzen, um den fauligen Geschmack des Bieres in seinem Mund loszuwerden und sich dann ins Bett zu legen. Åsa sah noch einmal nach Gabriel, während Per schon eingeschlafen war.


Nach einer Dusche und einem ausgiebigen Frühstück rief er am nächsten Morgen gegen elf Uhr bei Marie an. Ihm war nicht wohl bei der Sache, doch das Gespräch verlief freundlich. Sie verabredeten sich für Freitag zum Mittagessen mit ihren Familien, da die Bolyos-Familie ab morgen für zwei Wochen in Halmstad war und sich das somit anbot. 


Irgendwie hatte Marie gehofft, dass sie sich alleine treffen würden, aber es ging nicht anders. Vielleicht fanden sie im Laufe der nächsten zwei Wochen noch etwas Zeit, um sich privat zu unterhalten.


Als Per Marie am Freitag mit ihrer Familie im Restaurant ankommen sah, wurde ihm flau im Magen. Er hatte den Kuss einfach weggedacht und gehofft, dass es wirklich nur aus dem Affekt passiert war, aber in diesem Moment wusste er, dass es mehr war. Ihre Begrüßung sah für Außenstehende aus wie immer. Doch bei ihrer kurzen Umarmung zog er Marie etwas näher als sonst an sich, vergrub seinen Kopf in ihrer Schulter, atmete sie ein und griff mit seiner rechten Hand sanft aber bestimmt an ihre Taille. Marie war zwar überrascht, ließ sich aber nichts anmerken. Auch für sie war es komisch, ihn wieder zu sehen, auch sie hatte den Kuss nicht vergessen können und versuchte immer noch, ihn einzuordnen und aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen.


Nachdem sie bestellt hatten, erzählte er seinen Freunden von seinen Plänen. „Wir werden wohl auf Tournee gehen im Sommer“, sagte er. Marie riss erstaunt die Augen auf. „Wirklich? Das freut mich für euch. Es wird bestimmt ein großer Erfolg.“ Sie zwinkerte ihm zu, doch er wusste, dass es ihr wehtat, selbst nicht gesund genug zu sein, um wieder intensiv Musik zu machen. „Wenn du willst, dann kannst du gerne für ein oder zwei Songs auf der Bühne erscheinen.“ Marie lachte. „ Vielleicht.“


Nach der Vorspeise entschuldigte sich Marie auf die Toilette. Per wusste nicht, was ihn antrieb, aber er musste ihr einfach hinterher, wollte nicht länger warten. Er wartete vor der Tür der Damentoilette, bis sie wieder heraus kam. „Per“, sagte sie erschrocken, als sie die Tür öffnete und direkt vor ihm stand. „Ich musste dich einfach sehen, so alleine.“ Marie schluckte. Ihr ging es genauso und irgendwie war sie froh, dass er ihr zuvor gekommen war und sie somit wusste, dass es ihm ähnlich ging, aber andererseits erfüllte sie die Situation mit Unbehagen, was Per an ihrem Gesichtsausdruck bemerkte. „Vielleicht ist der Gang hier ein schlechter Ort“, antwortete sie zögerlich. „Dann geh’ doch einfach wieder einen Schritt zurück.“ Marie wurde rot: so kannte sie ihn gar nicht. Doch sie tat, was er sagte. Kaum waren sie wieder in der Damentoilette, hatte Per schon die Tür geschlossen, sie an den Schultern gepackt und sanft gegen die Tür gedrückt. Beide wussten nicht, wie ihnen geschah. Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und sagte: „Viel Zeit haben wir jedenfalls nicht.“ Sie sah, wie er sich langsam vorbeugte und schloss die Augen. Beiden war klar, was nun passieren würde. Ihre Lippen berührten sich und Per entfuhr ein leiser Seufzer. Beide öffneten ihre Lippen und ihre Zungen trafen sich. Diesmal war es Marie, die mit einem leisen Stöhnen auf den Kuss reagierte. Sie schlang ihre Hände um seinen Hals, um ihn näher zu sich zu ziehen und drückte ihren Körper gegen seinen. Mit einem Bein schob er ihre Beine auseinander und drückte sich als Reaktion auf ihre Bewegung gegen sie. Sie spürte seine Erregung in seiner Hose und wurde noch erregter. Per brach den Kuss jedoch abrupt ab und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Er atmete schnell, ebenso wie sie. 


„Was ist das?“, fragte er verwirrt. „Ich bin verrückt nach dir“, brachte er noch hervor, dann drückte er sie fest an sich. Als er die Umarmung wieder löste, sah Marie ihn an. „Ich weiß nicht, was es ist. Aber ich will dich.“ „Ich glaube, wir müssen jetzt zurück“, war alles, was Per antworten konnte. Sie ließen voneinander ab und gingen wieder zurück zu ihrem Tisch, in der Hoffnung, dass keiner etwas bemerken würde. 


Während des restlichen Essens und der Unterhaltung versuchten sie, sich nicht anzusehen, um nicht auffällig zu erscheinen. Doch immer, wenn sich ihre Augen trafen, dauerte der Blickkontakt eine Sekunde länger als es üblich war. Per zog sie förmlich aus mit seinen Blicken und Marie merkte, wie ihr heiß und kalt wurde. Sie wollte ihn. Am liebsten sofort. Es war ihr, als hätte sie noch nie etwas mehr gewollt als das. Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen.


Kaum hatten sie das Restaurant verlassen und saßen im Auto, brummte Maries Handy. Wann sehen wir uns wieder?, fragte Per in einer SMS. Marie wurde rot und versuchte das vor Micke mit einem Lächeln zu verbergen. „Viele Grüße von Per, er wünscht noch einen schönen Abend“, sagte sie, um Micke zuvor zu kommen. Dann antwortete sie ihm: Ich werde heute Nacht von Dir träumen. Vielleicht geht es morgen. Werde gegen 15 Uhr am Hotel sein. Pers Herz schlug schneller, als er das las. 



Im Eingangsbereich des Hotels wartete Per in einem der Sessel. Es war noch nicht annähernd 15 Uhr, aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten und hatte sich unter dem Vorwand, im Hotel nach dem rechten sehen zu wollen, von zu Hause verabschiedet.

Pünktlich um 15 Uhr betrat Marie die Eingangshalle. Sie trug eine enge hellblaue Jeans, ein enges Top und darüber eine leichte Jeansjacke. Ihre Augen bedeckte sie mit einer dunklen Sonnenbrille. Sie entdeckte Per nicht gleich und ließ ihren Blick durch die Halle wandern. Per wusste bei ihrem Anblick wieder genau, warum er hier war. Das machte sich auch in seiner Hose bemerkbar.